Marco Solar ist ein leidenschaftlicher Hochsee-Angler. Genauso wie du und ich.
Deshalb bin ich froh ihn heute zum Thema Angeln befragen zu dürfen. Ich habe ihm viele Fragen zum Thema Angelurlaub gestellt. Als erfahrener Angler gibt er viele Informationen und Tipps, die man unbedingt wissen sollte, wenn man selbst einen Angelurlaub plant.
Viel Spaß mit dem Interview:
Hallo Marco, stell dich den Lesern doch bitte vor.
Wer bist du, was machst du und wie stehst du zum Hochseeangeln?
Mein Name ist Marco Solar, ich bin am 03.10.1983 in der Nähe von Köln geboren und aufgewachsen. Mein Vater nahm mich schon früh mit zum Angeln. Im Alter von 3 Jahren fing ich eine große Lachsforelle an einem Forellenteich im Bergischen Land. Spätestens seit diesem Zeitpunkt ist das Angeln für mich viel mehr als ‘nur’ ein Hobby geworden. Es ist eine Art Lebenseinstellung – egal wo ich hin komme, denke ich sofort: “Hmmm, was kann man hier fangen? Ist das eine gute Angelstelle?” Aber auch ohne das Angeln kann ich einen Tag am Wasser sehr genießen. Wasser hat auf mich eine sehr beruhigende Wirkung. Zumindest bis zu dem Moment, in dem irgendwo ein Fisch aus dem Wasser springt…
Neben dem Sportfischen, verbringe ich viel Zeit mit (Natur) Fotografie. Auf meiner Internetseite findet ihr Empfehlungen zu den besten Angelreisen weltweit.
Seit dem Jahr 2009 lebe ich, zusammen mit meiner Frau, in Holland am Meer. Das Angeln im Salzwasser hat für mich schon immer einen größeren Anreiz gehabt, als das Sportfischen im Süßwasser. Im Meer ist die Artenvielfalt meist viel größer. Und auch das einmalige Zusammenspiel vom Wind, Wetter und Wellen erlebt man in dieser Form nur an der Küste bzw. auf dem Meer. Sicher weiss ich einen magischen Herbstmorgen an einem Angelsee mit Nebelschwaden auf dem Wasser und einen tollen Sonnenaufgang immer zu schätzen. Salz auf der Haut und der Geruch des Meeres – das sind die Dinge, die mich wirklich ansprechen. Hier in Holland am Meer habe ich viele verschiedene Möglichkeiten zum Hochseeangeln. An den Tagen, an denen das Meer keine Sportfischerei zulässt, weil der Wind mit 7bft. und mehr auf die Küste bläst – ist es immer noch möglich hinter den Dünen an den Angelstellen im Inland ein paar Fische zu fangen.
Je tropischer das Wasser, farbenfroher die Fische und südlicher die Angelstellen – desto größer ist meine Motivation beim Hochseeangeln. Ein einziger Tag Big-Game Angeln auf Hai, Thunfisch oder sogar Marlin, ist für mich persönlich ein viel größerer Festtag als Weihnachten, Silvester und Ostern zusammen. Dabei zählt nicht unbedingt der Fang, sondern viel mehr die Vorfreude und das angespannte Gefühl bis zum ersten Anbiss.
Auf deiner Seite gibst du Tipps zu den verschiedensten Angelurlaubs-Zielen weltweit. Was ist der wichtigste Tipp, den du unseren Lesern geben kannst, wenn demnächst ein Angelurlaub ansteht?
Benutzt alle Möglichkeiten, um euch schon vorab perfekt über das Angelreiseziel zu informieren. Erstellt euch eine Art Sammelmappe mit allen wichtigen Informationen. Im heutigen Zeitalter ist es kein Problem mehr, eine Vielzahl von Fangberichten, Reiseempfehlungen, Wetterdaten usw. online aufzusuchen. Wenn man die jeweilige Landessprache nicht versteht, kann man mit den meisten Browsern die Informationen in seine eigene Sprache übersetzen. Ein wenig Kenntnis der Sprache des Reisezieles, finde ich allerdings persönlich auch immer sehr hilfreich. Wenn ihr zum Beispiel nach Frankreich zum Hochseeangeln reist, könnt ihr online besser nach folgenden Begriffen suchen, als einfach nur nach ‘Angeln Frankreich’… Angeln = pêche / Ich suche dann nach: ‘les meilleurs spots de pêche (Reiseziel)’ – ‘die besten Angelstellen (Reiseziel)’. Die besten Tipps und Tricks sind immer in der Landessprache geschrieben! Ist eigentlich auch logisch, in Deutschland habe ich auch noch nie einen Angler kennengelernt, der einen Fangbericht in einer anderen Sprache als in seiner Muttersprache geschrieben hat.
Des Weiteren empfehle ich euch, bevor ihr einen Platz auf einem Angelboot zum Hochseeangeln bucht, auch einmal bei einer Internetsuchmaschine nach dem Boot und den dazugehörigen Berichten zu suchen. Eine Internetseite von einem Skipper, dessen Angelboot nur dicke Fische ans Land bringt, sieht sicher sehr ansprechend aus, ob das gegenwärtig auch noch so ist, wird euch allerdings nur das Internet beantworten. Der Skipper, bzw. die Reederei kann unter Umständen auf seiner Webseite verschweigen, dass die Fänge schon viele Jahre zurück liegen. Mein Vertrauen zu einem Angelboot wird erst geweckt, wenn es auch aktuelle Fangmeldungen gibt.
Wenn du mehrere 100 km fahren oder sogar fliegen musst, kannst du nicht mal eben nach Hause. Da gehört schon einiges an Planung dazu. Wie bereitest du dich für einen solchen Angelausflug vor?
Vorbereitung ist natürlich alles. Ohne eine gute Planung und Vorbereitung können, wie bereits erwähnt, viel Frustration und Ärger vorkommen. Ich persönlich nehme es allerdings sehr gelassen, wenn ich während der Anreise auf einmal merke, dass ich etwas vergessen habe. Es gibt auf der ganzen Welt Angelfachgeschäfte, manchmal findet man sogar im Supermarkt vor Ort alles was nötig ist, um ein paar Fische zu fangen.
Ich habe eine Standard Angelausrüstung, die immer zuhause bereit steht und so in den Wagen geladen werden kann. Eigentlich ist es sogar viel mehr die Zeit nach einer Angelreise zum Hochseeangeln in der ich mich auf die nächste Reise vorbereite. Alte Schnur wird ausgewechselt, Schnurlaufröllchen werden geölt und stumpfe Haken geschliffen. So ist die Vorbereitung vor dem Angelurlaub, die die Angelsachen betrifft, immer schnell erledigt. Zubehör wie Blei, Vorfächer und Köder kaufe ich immer gerne vor Ort. So kann man sich gleich nach den Konditionen und Angelstellen erkundigen und kommt mit den einheimischen Anglern ins Gespräch. Mein Reisegepäck probiere ich immer möglichst klein zu halten. Vor allem wenn ich weit (mit dem Flugzeug) verreise. Mit weniger Gepäck ist man flexibler und es reist sich viel leichter.
Was ist der größte Fehler, den man bei einem Angelurlaub machen kann und wie kann man ihn vermeiden?
Erwartet niemals zu viel! Wenn ihr einen Angelurlaub mit dem Gedanken bucht, einen ebenso großen Fisch wie der, der im Reisekatalog abgebildet ist, zu fangen – dann werdet ihr oftmals enttäuscht nach Hause kommen. Es ist die Reise und die Momente am Wasser, die wirklich zählen.
Es ist wie mit allen unbekannten Dingen im Leben, alles Neues finden wir spannend, da wir es noch nicht kennen. Wir formen uns ein Bild im Kopf und werden im Zweifel enttäuscht, da wir dazu neigen immer mehr zu erwarten als dass, was wir eigentlich bekommen. Je größer die Träume, je größerer die erhofften Fänge, desto größer kann auch die Enttäuschung sein!
Was ist dein Lieblings-Land zum Angeln? Wieso gerade dieses Land?
Mein absolutes Traumreiseziel sind die Azoren. Portugal an sich ist schon eine sehr gute Wahl für einen Angelurlaub. Die portugiesische Inselgruppe mitten im Atlantik, bezeichne ich persönlich als Paradies für jeden Hochseeangler. Ich bin schon viel gereist, ich habe viele Inseln kennengelernt. Tropische Gegenden und auch weiter nördlich gelegene Angelstellen habe ich befischt. Was einem die Azoren bieten, habe ich allerdings an keinem anderen Fleck dieser Erde gesehen. Direkt am Meer ist das Klima tropisch bis subtropisch. Etwas oberhalb beginnt eine Grünzone, die sehr an die uns gut bekannten gemäßigten Breiten erinnert. Weiter oberhalb ist das Klima wieder anders. Kühl und nass – in etwa so wie in den Alpen. Die Vulkanberge runden die atemberaubende Landschaft ab.
Das Hochseeangeln bei den Azoren im dunkelblauen Atlantik ist mit 5 Sternen zu bezeichnen. Alle bekannten Sportfische werden gefangen. Für jedes Budget gibt es ein passendes Angelboot mit einem sehr motivierten Skipper. Nichts desto trotz sind die Azoren nicht wirklich bekannt unter den deutschen Hochseeanglern. Der Preis für eine Angelreise auf die Azoren ist bedeutend höher als ein Urlaub an der heimischen Ostsee. Was man vor Ort für sein Geld geboten bekommt, kann man allerdings auch als ‘unbezahlbar’ bezeichnen.
Sportfischen ist in Portugal sehr beliebt. Und selbst wenn ich nur mit Schwierigkeiten mit den einheimischen Anglern kommunizieren konnte, wurde ich überall sehr freundlich empfangen. Heute kann ich auf viele unvergessliche Angeltage in Portugal zurückblicken. Die freundlichen Portugiesen mit denen ich teilweise zusammen am Wasser saß, werde ich niemals vergessen. Wir haben viel gelacht… und auch gefangen. Alle Skipper in Portugal haben alles dafür getan, um soviel Fisch wie möglich zu fangen. Es gab keine einzige Ausfahrt zum Hochseeangeln mit der ich nicht zufrieden war. Ich empfehle euch Portugal vom ganzen Herzen, sowohl die Region der Algarve, wie auch die Azoren.
Warst du schon mal am deutschen Meer angeln? Wenn ja was bevorzugst du: Brandungsangeln, eigenes Boot oder Fischkutter?
Ja ich war schon an der deutschen Nord- und Ostseeküste angeln. Im Verhältnis mit Angelausflügen im Ausland am Meer, ist der Anteil der Sessions in Deutschland am Meer jedoch sehr klein. Mein Tipp für die Ostsee, ist das Angeln im sehr bekannten Angelgebiet ‘Trollegrund’ bei Kühlungsborn. Das Angeln vom eigenen Boot aus hat hierbei für mich den größten Anreiz. Mit einem Echolot hat man die Angelstelle schnell gefunden und kann dabei als eigener Kapitän selbst entscheiden wie man den Angeltag gestaltet. Brandungsangeln finde ich an der Nordseeküste ansprechender. Hier ist das Meer ‘lebendiger’ und man muss viel mehr mit den Gezeiten arbeiten / kämpfen. Das sogenannte ‘Streetfishing’ im Hamburger Hafen macht mir auch sehr viel Spaß. Beruflich musste ich in den letzten Jahren des Öfteren nach Hamburg reisen. Eine kleine Spinnrute, für ein paar Würfe zwischen den Geschäftsterminen, hat mir viele schöne Erlebnisse am Wasser beschert.
Von einem deutschen Fischkutter aus, habe ich noch nie gefischt. Meine Familie hatte früher ein Appartement an der belgischen Nordseeküste. So kommt es dann auch, dass ich viel öfter in Belgien, Frankreich, England oder Holland zum Hochseeangeln war. In diesen Ländern kenne ich viele der Skipper und Besatzungsmitgliedern seit Jahren persönlich. Vor allem die Wracks und Sandbänke im Ärmelkanal sind mir sehr gut bekannt.
Des Weiteren lag die Nordseeküste von Belgien und Holland nur rund drei Stunden Autofahrtzeit von meinem Wohnort in Deutschland entfernt. Die deutsche Küste ist aus NRW nicht so schnell zu erreichen . Das war der weitere Grund warum ich damals öfters im Aus- als auch im Inland fischte.
Leider kann ich euch keinen Tipp zu einem Lieblingsfischkutter von mir in Deutschland geben.
Empfehlungen zu den besten Fischkuttern zum Hochseeangeln im Ausland findet ihr auf meiner Webseite: Angelreisen weltweit
Alle Angelurlaub Tipps auf meiner Seite sind unabhängig und persönlich. Ich bin kein Angel-Reisebüro, ich bin ein Angler, der euch Empfehlungen gibt. Alle Angelstellen und Skipper zum Hochseeangeln, die ich empfehle, kenne ich auch persönlich.
Der Winter naht. Wie überbrückst du im Winter das Loch in deiner Angelleidenschaft?
Angeln ist für mich mehr als nur die Zeit am Wasser. Es ist eine echte Leidenschaft. Hier in Holland endet die Angelsaison eigentlich nie. Im Winter kann man sehr gut Kabeljau fangen. Das ist auch die Zeit, in der man den Strand beim Brandungsangeln für sich alleine hat. Auf den Angelbooten findet man in der Wintersaison nur echte Vollblut Hochseeangler. So wie mein Nachname schon sagt, bin ich ein Sonnenmensch und bevorzuge eher in den Sommermonaten zu angeln.
Viele Winter werden wir allerdings hier in Holland nicht mehr verbringen. Die Planung von meiner Frau und mir ist es, eines Tages weiter südlich am Meer zu wohnen. Wir haben schon einmal den Schritt gewagt und sind in ein fremdes Land gezogen. In der Zukunft könnte es sehr gut möglich sein, dass wir nach Frankreich oder Spanien ziehen. Irgendwo in der Region des Baskenlandes zum Beispiel. Dort wo die Winter milder ausfallen und die Artenvielfalt im Meer größer ist. Von dort aus ist es auch nur noch ein Katzensprung bis nach Portugal.
Wenn das Winterwetter es so gar nicht zulässt angeln zu gehen, programmiere ich gerne an meiner Webseite weiter. Ich schreibe Angelreise-Blog Berichte zu Ende, die irgendwann in der Sommersaison liegen geblieben sind, bringe meine Angelausrüstung auf Vordermann oder ich recherchiere nach neuen Angelstellen und Techniken. Es ist fast egal was ich mache, es hat immer mit dem Angeln zu tun.